Henny und Ponger begegnen sich in der S-Bahn. Beide lesen das gleiche Buch, dann geht alles rasend schnell: Notbremsung, Verfolgung, Reise mit Buick und Wohnwagen auf die Insel Amrum. Ponger hält es für eine Liebesgeschichte - Henny für die einzige Chance, zurück in ihr altes Leben zu kommen.
Keine ausgetretenen Pfade, sondern neue Wege des Erzählens: die mitreißende Geschichte von Henny und Ponger ab 14 Jahren!
Zugegeben, das klingt nach einer verwirrenden und überdrehten Geschichte, in der zufällige Einfälle aneinandergereiht werden. Allerdings ist gerade das Erzählen von jenen unwahrscheinlichen, ungeplanten und zufälligen Gegebenheiten Gegenstand des Romans von Nils Mohl. Denn Mohl erzählt von den Erfahrungen der Kontingenz, die die Adoleszenz in (post)modernen Gesellschaften prägen. Die Suche nach der eigenen Identität – das ist der zentrale Erzähltopos von Adoleszenzromanen – wird von Mohl in ihrer Wechselwirkung mit angebotenen Mustern und Konventionen herausgestellt, indem die Figuren immer wieder literarische und popkulturelle Bezugnahmen thematisieren und in Frage stellen. Und dabei scheinen die von Mohl bekannten Kategorien Liebe-Glaube-Hoffnung auf, die er als Grammatik des Erwachsenwerdens bezeichnet hat: Wen, wie und was liebt man, woran kann man glauben und was will man hoffen?
Aber mehr noch: Nicht nur der Einfluss von Fiktionen auf die Suche nach Identität wird thematisiert, sondern zugleich die Funktion von Literatur überhaupt. Literatur wird im Roman als ein Erfahrungsraum erzählt, der einerseits Interpretationen für das anbietet, was uns täglich widerfährt. Andererseits kann Literatur Möglichkeiten durchspielen und neue Wege erproben. Und Mohl lässt all dies seine Figuren erfahren.
Die innovative Verbindung eines Erzählens über Adoleszenz mit phantastischen Elementen – insofern man Henny tatsächlich als Außerirdische liest – und selbstreferenziellen Reflexionen über Literatur ermöglicht es Mohl, Aspekte auf die Spitze zu treiben und dadurch wie im Vergrößerungsglas sichtbar zu machen: Das Nichtplanbare, das Zufällige, die bloße Korrelation sowie das Wechselspiel von Fiktion und Wirklichkeit, die es herausfordernd machen, einen festen Wesenskern in der Adoleszenz auszubilden.
Wie man es von Mohl gewohnt ist, geht er mit seinen Romanen keine ausgetretenen Pfade, sondern sucht neue Wege des Erzählens. Und so wie ihm, geht es auch seinen Figuren, die eigene Wege suchen müssen: Dazu gehört Mut. Darum kann es nicht verwundern, wenn Mohl Pörl die folgenden Sätze an Ponger richten lässt, die ihm Mut machen sollen: “Gib der Welt eine Chance. Und werde der, der du bist.”